Die digitale Barrierefreiheit wird immer wichtiger. Neben ethischen und nutzerfreundlichen Aspekten rückt sie durch das Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG), das im Juni 2025 in Kraft tritt, auch in den rechtlichen Fokus. Dieses Gesetz setzt die europäische Richtlinie (EU) 2019/882 in nationales Recht um und verpflichtet viele Unternehmen, ihre digitalen Angebote barrierefrei zu gestalten. Gleichzeitig spielt die Barrierefreiheit eine bedeutende Rolle im Bereich technisches SEO und Webentwicklung.
Barrierefreie Webentwicklung: Alt-Texte, ARIA-Labels & Technisches SEO
Was sind Alt-Texte und warum sind sie wichtig?
Alt-Texte (alternative Texte) sind kurze, beschreibende Texte, die als Ersatz für Bilder dienen, falls diese nicht geladen werden oder von einem Screenreader vorgelesen werden müssen. Sie helfen:
- Sehbehinderten Nutzern, den Inhalt eines Bildes zu erfassen.
- Suchmaschinen, den Kontext eines Bildes zu verstehen und so die Auffindbarkeit der Seite zu verbessern.
- Nutzern mit langsamer Internetverbindung, zu verstehen, was dargestellt wird, falls das Bild nicht geladen wird.
Alt-Texte sind ein zentraler Bestandteil von technischem SEO, da sie es Suchmaschinen ermöglichen, Bilder zu indexieren und die Barrierefreiheit der Website zu verbessern.
Was sind ARIA-Labels und wie helfen sie?
ARIA (Accessible Rich Internet Applications) ist eine Sammlung von Attributen, die Webseiten für Nutzer mit Einschränkungen zugänglicher machen. Ein aria-label
wird verwendet, um interaktive Elemente wie Buttons, Links oder Formulare zu beschreiben. Es hilft insbesondere:
- Screenreader-Nutzern, den Zweck eines Elements zu erfassen.
- Menschen mit motorischen Einschränkungen, eine klare Navigation zu erhalten.
- Entwicklern, interaktive Webanwendungen barrierefrei zu gestalten.
Beispiel: Ein Icon-Button ohne sichtbaren Text (z. B. ein Lupen-Symbol für die Suche) kann mit aria-label="Suche starten"
versehen werden, sodass Screenreader-Nutzer verstehen, was der Button bewirkt. Dies ist ein wichtiger Aspekt der modernen Webentwicklung und verbessert die Nutzererfahrung erheblich.
Welche Unternehmen sind betroffen?
Nicht jedes Unternehmen ist verpflichtet, seine Website barrierefrei zu gestalten. Ausnahmen gelten für:
- Rein B2B-ausgerichtete Webseiten, die sich ausschließlich an Geschäftskunden richten.
- Kleine Unternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitenden und einem Jahresumsatz unter 2 Millionen Euro.
Allerdings kann es branchenspezifische Besonderheiten geben. Deshalb empfiehlt es sich, professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen, beispielsweise beim Händlerbund, einer IT-Recht Kanzlei oder eRecht24.
Vorteile der digitalen Barrierefreiheit
Unabhängig von gesetzlichen Verpflichtungen bringt eine barrierefreie Website zahlreiche Vorteile:
- Bessere Nutzererfahrung: Mehr Menschen können die Webseite nutzen, was die Reichweite erhöht.
- SEO-Boost: Suchmaschinen bevorzugen barrierefreie Webseiten, was die Sichtbarkeit verbessert.
- Höhere Conversion-Rate: Eine zugänglichere Seite sorgt für mehr Kundeninteraktionen.
- Rechtliche Sicherheit: Unternehmen, die proaktiv Barrierefreiheit umsetzen, minimieren das Risiko von Abmahnungen.
- Bessere Webentwicklung: Durch die Integration von Barrierefreiheit in die Webentwicklung wird eine höhere Qualität und Benutzerfreundlichkeit der Website erreicht.
Barrierefreiheit ist eine Win-Win-Situation
Die Umsetzung von Alt-Texten und ARIA-Labels ist eine einfache, aber wirkungsvolle Maßnahme, um Webseiten sowohl für Menschen als auch für Suchmaschinen zugänglicher zu machen. Auch wenn nicht alle Unternehmen gesetzlich verpflichtet sind, sollten sie die Vorteile einer inklusiven Website nicht unterschätzen. Gerade im Bereich technisches SEO und Webentwicklung ist Barrierefreiheit ein entscheidender Faktor für langfristigen Erfolg.
Hinweis: Dieser Artikel stellt keine rechtliche Beratung dar. Wer sich unsicher ist, ob er vom BFSG betroffen ist, sollte sich an einen IT-Rechtsanwalt oder eine Fachberatung wie den Händlerbund wenden.